Di. 18.02.2025
SPITZENTÖNE – KONZERT- UND TANZGESCHICHTE*N – II/X
Die Veranstaltungsreihe „Spitzentöne“ widmet sich der hundertjährigen Geschichte der Hochschule für Musik und Tanz. Im Fokus steht die Zeit von 1935-1945: Gestohlene Heimat, verstummte Musik. Aufgeführt werden Stücke vertriebener und deportierter Musiker aus Köln.
Berufsverbote, Vertreibung, Deportationen und Mord an jüdischen Musiker*innen und Komponist*innen – damit schreiben die Nationalsozialisten auch die Musik- und Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts um. Unzählige Künstler*innen verlieren ihre Rechte, ihre Heimat, und ihr Leben.
An der Hochschule für Musik ist der damalige Rektor Walter Braunfels der erste von Vielen, die ihrer Ämter enthoben und deren Werke verboten werden.
Der Tscheche Erwin Schulhoff, damals einer der bekanntesten Komponisten seiner Generation, studiert Klavier und Komposition in Köln. Seine Musik verkörpert wie kaum eine andere die kraftvolle Dynamik, mit der sich in der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts Traditionen mit bisher unbekannten Genres und Freiheiten zu neuen Ausdrucksmöglichkeiten verbinden.
Seine „Fünf Stücke für Streichquartett“ sind eine freche Musik am Puls der Zeit, tänzerische Miniaturen und mehrdeutige Charakterstücke zugleich. Freunde und Kollegen beschreiben Schulhoff als hochbegabten Draufgänger mit enormer Schaffenslust.
Die Nazis setzen dem ein jähes Ende: Im Sommer 1941 wird Erwin Schulhoff in das Lager auf der Wülzburg deportiert, ein Jahr später stirbt er dort an Tuberkulose.
Kurz vor der Befreiung wird Gideon Klein, ebenfalls Tscheche, im Alter von 25 Jahren in Auschwitz erschossen. Nur wenige Tage vor seiner Deportation nach Auschwitz schreibt er im Theresienstädter Ghetto sein Streichtrio, in dem er mit einem Variationsthema an die mährische Heimat erinnert.
Arnold Schönberg und Kurt Weill entkommen aus Europa rechtzeitig ins amerikanische Exil und kehren nicht zurück. Ihre Werke stehen in diesem Programm im Dialog mit Liedern von Josef Suk, Carl Loewe, Joachim Raff, George Gershwin und Hanns Eisler verbunden durch das zentrale Thema „Heimat“.
Sie schimmert durch alle Werke, sei es als unbewusste Erinnerung, als spielerischer Subtext, als schmerzliche Abwesenheit oder als explizites Plädoyer für Menschlichkeit – wie in Schönbergs Ode an Napoleon.
IDEE UND KÜNSTLERISCHE LEITUNG Prof. Michael Borgstede
Erwin Schulhoff: Fünf Stücke für Streichquartett
MUNDUS QUARTETT
Ming-Chun Teng, Noori Nah, Aiden Sullivan, Simon Wangen
Josef Suk: Slawische Volkslieder op. 15
für Frauenstimmen und Klavier zu vier Händen
Studierende der Gesangsklassen,
KLAVIER Prof. Anh Trung Sam, Prof. Stefan Irmer
Gideon Klein: Streichtrio
VIOLINE Prof. Ariadne Daskalakis
VIOLA Prof. David Quiggle
VIOLONCELLO Simon Wangen
Carl Loewe: Die Heinzelmännchen
von Köln op. 83
BARITON Ferdinand Krumbügel
KLAVIER Prof. Anh Trung Sam
Joachim Raff: Die Loreley op. 98 Nr. 26
SOPRAN Yewon Lee
KLAVIER Prof. Anh Trung Sam
George Gershwin: Lorelei
Kurt Weill: Song of The Rhineland
SOPRAN Lana Westendorf
KLAVIER Prof. Stefan Irmer
Hanns Eisler: Auswahl aus dem Hollywood Liederbuch
SOPRAN Valerie Haunz
KLAVIER Sofi Simenoidis
Arnold Schönberg: Ode an Napoleon op. 42
VIOLINE Prof. Ariadne Daskalakis
VIOLINE Giulia Barbero
VIOLONCELLO Simon Wangen
KLAVIER Prof. Joonas Ahonen
SPRECHER Prof. David Quiggle
Wann
18.02.2025
19:30 Uhr
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Wo
Hochschule für Musik und Tanz, Konzertsaal, Unter Krahnenbäumen 87, 50668 Köln
Kosten
6 €
Anmeldung
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Veranstalter
Hochschule für Musik und Tanz